Gedanken zum Kaffee – I

Aufruf zum Einfachen Bauen

28. Juli 2021 – von Birgit Hiersemann

Beinahe täglich stößt der planerische Geist auf unlösbare „Knoten“, an denen sich die Unmenge an gültigen Vorschriften, Normen und Gesetzen zum Bauen gegenseitig aufhebt oder gar ausschließt. Das bereitet uns seit geraumer Zeit Kopfzerbrechen. Die politisch angestrebten Ziele zur Rettung des Klimas auf unserem Planeten tragen dabei wenig zur Lösung dieses Kuriosums bei. Wie soll der CO2-Ausstoß minimiert werden, wenn wir Wohngebäude bis an die Zähne mit Kunststoff-Dämmpaketen bewaffnen, High-Tech-Heizungen mit wartungsintensiven und störanfälligen Pumpengruppen, Stromkreisen und Computersteuerungen einbauen, die kein Nutzer versteht und die kaum ein Installateur dem Gebäude entsprechend sinnvoll einrichten kann? Warum müssen wir vollkommen dichte Gebäudehüllen aus ungesunden Baustoffen bauen, die sowohl für das Raumklima als auch die Wohngesundheit absolut schädlich sind, um diese dann wiederum mit computergesteuerter Lüftungstechnik künstlich zu „entkeimen“? Jedes Anschlussdetail an einem Gebäude wird durch diese politischen Vorgaben zu einer hochkomplizierten und entsprechend teuren Sonderlösung. Diese Sonderkonstruktionen, die uns immer wieder an Terrassentüren, Hauseingängen, Fensterkonstruktionen, Badabdichtungen und vielen vielen weiteren Gebäudeanschlüssen begegnen, führen beispielsweise in Kombination mit der ebenfalls einzuhaltenden Barrierefreiheit oft zu den eingangs erwähnten unlösbaren „Knoten“.

Uns fehlt hier auf politischer Ebene der gesunde Menschenverstand. Bauen muss auch machbar sein. Realisierbar auf der Baustelle. Was hier baupolitisch gewünscht wird, sind Gebäude, die unter Laborbedingungen und mit Feinmechanikerwerkzeugen errichtet werden müssten. Das ist in der Planung schon hochkompliziert, in der Realisierung dann nicht mehr möglich. Ganz zu schweigen von dem enormen ökologischen Fußabdruck, den jedes Gebäude durch diese unsinnigen politischen Vorgaben erzeugt. Alle reden vom Klimaschutz. Hat mal jemand den CO2-Ausstoß berechnet, den dieser ganze Wahnsinn am Bau erzeugt, nur um die ganzen dafür erforderlichen Grundstoffe überhaupt abzubauen, zu den Verarbeitern zu transportieren und zu der Vielzahl von teilwiese giftigen Bauprodukten zu verarbeiten? Hat mal jemand vorher darüber nachgedacht, dass die komplexen Systeme in der Haustechnik regelmäßig gewartet werden müssen und immerzu Baugruppen in diesen störanfälligen Regelkreisen auszutauschen sind? Hat mal jemand überlegt, was Bauherren dafür an Extrakosten tragen müssen? Wir sind weit entfernt vom Klimaschutz, vom gesunden Menschenverstand und vom Gesunden Bauen.

Bauen sollte sein wie guter Kaffee. Simpel.

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